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Die japanische Limonade mit der Glaskugel
Ramune wurde in Japan zum ersten Mal im ausgehenden neunzehnten Jahrhundert durch den schottischen Geschäftsmann Alexander Cameron Sim hergestellt. Schnell verbreitete sich das kohlensäurehaltige Getränk über das ganze Land, da es mit seinem Limonengeschmack, der prickelnden Kohlensäure und dem beim Trinken lustig klackernden Glaskugel-Verschluss die perfekte Erfrischung für die typischerweise schwül-heiße Sommerzeit bot.
Viele außergewöhnliche Geschmacksrichtungen
Heute wird Ramune noch immer ihn der traditionellen Flasche hergestellt, doch die Liste der erhältlichen Geschmacksrichtungen ist mittlerweile deutlich umfangreicher und ausgefallener. Die japanische Limonade gibt es beispielsweise mit:
- Litschi
- Yuzu
- Matcha
- Ananas
- Blaubeere
- u. v. m.
Wer auf ausgefallene Geschmacksrichtungen steht, greift also bedenkenlos zu und erlebt außergewöhnliche Aromen in einem handlichen Erfrischungstränk. Wer den typischen Ramune-Geschmack liebt, aber lieber auf gewohnte Citrus-Geschmacksrichtungen zurückgreift, kann natürlich auch eine Reihe von Orange-, Limette- oder Zitronen-Ramunen kaufen. Allen Ramunen ist gemein, dass sie sehr süß und fruchtig schmecken, unabhängig von der gewählten Geschmacksrichtung.
Der original Lemon-Lime-Geschmack wird übrigens auf der Flasche oft mit Begriffen wie "original flavour" ausgewiesen – denn in Japan kennt jeder das charakteristische Aroma aus dem neunzehnten Jahrhundert.
Das steckt in der Ramune – Die Inhaltsstoffe
Die japanische Ramune steht wie jede Limonade für Sommer, Sonne und gute Laune. Und da sie traditionell auf Basis von Rezepturen gebraut wird, die Alexander Cameron Sim einst aus dem Westen ins Land der aufgehenden Sonne brachte, unterscheidet sie sich auch in Sachen Inhaltsstoffe wenig von der westlichen Variante. Insbesondere der Zuckergehalt ist mit typischerweise um die 9 Gramm pro 100 ml auf einem ähnlichen Niveau wie bei heimischen Marken.
Die großen Unterschiede im Inhalt liegen also vor allem bei den verwendeten Fruchtaromen, die einen ebenso süßen aber deutlich variantenreicheren Limo-Genuß versprechen wie bei westlichen Marken.
Die Flasche mit Kultstatus
Wer Ramune kaufen möchte, weiß sicher bereits: Ein großer Teil der Faszination des Kult-Erfrischungsgetränks ist die traditionelle Flasche, deren Funktionsweise seit ihrer Erfindung im vorletzten Jahrhundert gleich geblieben ist:
Der Hals einer Ramune-Flasche läuft zunächst eng zu, bevor er sich weitet und dann am Mundstück wieder verengt. Dadurch entsteht ein Hohlraum, in dem sich eine kleine Glaskugel befindet. Im ungeöffneten Zustand wird diese Glaskugel von der Kohlensäure der japanischen Limonade gegen das Mundstück gedrückt. Sie verschließt also den Hals der Flasche von Innen. Möchte man an das süße Getränk in der Flasche gelangen, muss man zunächst die Glaskugel in den Hohlraum drücken. Da sich dieser an beiden Enden (zum Körper der Flasche und zum Mundstück hin) verjüngt, bleibt die gelößte Kugel im Hals und klimpert beim Trinken fröhlich hin und her.
So öffnet man die Ramune richtig...
Das Öffnen ist ein fester Bestandteil und fast schon ein kleines Ritual des sommerlichen Ramune-Genusses. Wer den genauen Ablauf nicht kennt, spritzt sich voll und hat gleich eine gute Ausrede für einen Sprung ins kühle Meer. Alle anderen folgen diesen einfachen Schritten:
- Zunächst die Plastikkappe entfernen, sodass man das Mundstück der Flasche mit der innen angepressten Glaskugel sehen kann.
- Danach das Eindrück-Werkzeug aus der Plastikkappe holen. Dabei handelt es sich typischerweise um einen kleinen Plastikzylinder.
- Das Eindrück-Werkzeug in die Öffnung im Mundstück einführen, sodass es auf der Glaskugel sitzt.
- Mit der flachen Hand von oben gleichmäßig auf das Eindrück-Werkzeug drücken, sodass die Kugel in den Hals fällt.
Dadurch, dass man gegen den Druck der Kohlensäure ankämpft, muss man übrigens durchaus ein bisschen Kraft einsetzen, bis sich die Kugel mit einem lauten "Plopp"-Geräusch löst. Danach drückt man am besten für einige Sekunden weiter fest mit der flachen Hand gegen das Mundstück, denn durch die plötzliche Druckveränderung in der Flasche sprudelt die Ramune schnell auf. Sie spritzt dann eventuell etwas, wenn man nicht sehr vorsichtig ist.
Eine geöffnete Ramune-Flasche ist übrigens typischerweise nicht sicher wiederverschließbar, da der Verschluss nur mit ausreichendem Kohlensäure-Druck funktioniert. Deshalb sind die meisten Ramune-Flaschen mit typischerweise 200 ml Fassungsvermögen auch gerade groß genug, um komfortabel an einem heißen Tag ausgetrunken zu werden.
... und so trinkt man sie
Beim Trinken kann die Kugel frei im Flaschenhals herumkullern. Das sorgt bei weniger erfahrenen Ramune-Fans manchmal dafür, dass sie gegen die Öffnung des Flaschenhalses rollt und diesen beim Trinken plötzlich verschließt. Aus diesem Grund verfügt der Höhlraum im Flaschenhals bei den meisten japanischen Limonaden über kleine Einbuchtungen. Experten trinken die fruchtige Versuchung so, dass die Kugel in eine dieser Einbuchtungen kullert und dort hängen bleibt.
Aus diesem Grund ist die japanische Limonade mit der Glaskugel insbesondere für Kinder ein Riesenspaß – und da die Kugel im Hals der Flasche gefangen ist, besteht dabei auch keinerlei Verschluckungsgefahr.
Glas oder Kunststoff?
Der weit überwiegende Teil der japanischen Limonade wird noch heute in Glasflaschen verkauft. Diese können sowohl in Japan als auch in Deutschland einfach im Glascontainer entsorgt werden, wobei man am besten vorher die Plastikteile entfernt (z.B. Das Mundstück). Alternativ gibt es auch einen kleinen Teil an Ramunen, die in Kunststoffflaschen angeboten werden. Hier bestimmt die Herstellungsart, ob es sich um Ein- oder Mehrwegflaschen handelt, ganz wie bei heimischen PET-Flaschen.
Echte Ramune kaufen – traditionell und trotzdem voll im Trend
Ramune steht wie kaum ein aderes Getränk für das moderne Japan, denn es verbindet traditionelle Braukunst und ein Flaschendesign aus dem neunzehnten Jahrhundert mit der Lebensqualität des einundzwanzigsten. Der Ramune-Genuß am Strand oder an heißen Tagen ist seit über 100 Jahren eine eigene Tradition in Japan, wird jedoch mit immer neuen, ausgefallenen Geschmacksrichtungen modern gehalten.
Auch die Herstellung ist übrigens eigentümlich japanisch, denn dort gibt es sogar ein Gesetz, das es großen Konzernen verbietet, in die Marktsegmente der kleinen und mittelständischen Unternehmen einzudringen. Und da letztere traditionell die Ramune hergestellt haben, haben die Getränkeriesen bis heute keinen Platz auf dem Ramune-Spielplatz. So tut man beim Ramune-Kaufen sogar noch etwas für den japanischen Mittelstand.